Die 11. Fachtagung West-Östlicher Fachaustausch hat unter neuer Leitung einen weiteren
Arbeitsschwerpunkt „Nachhaltige Stadtentwicklung/Agendaprozesse in Ost und West” thematisiert. Zu diesem Thema war es eine
besondere Freude, in den Räumen des Ernst-Reuter-Hauses, Berlin, diese Veranstaltung durchführen zu dürfen.
Ein großer Dank gilt Herrn Dr. Rolf-Peter Löhr, stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Urbanistik, Berlin,
der uns dieses ermöglicht hat und auch in das Thema mit einem Vortrag einführte.
TOP 1: Begrüßung und Vorstellung des Deutschen Instituts für Urbanistik
Der stellvertretende Direktor des Deutschen Instituts für Urbanistik, Dr. Rolf-Peter Löhr, begrüßte die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der Konferenz (gemäß Anwesenheitsliste waren 31 TN anwesend, davon acht Gäste aus Russland).
Dr. Löhr gab einen Überblick über die Entwicklung des Ernst-Reuter-Hauses. 1951 wurde der Verein für
Kommunalwissenschaften gegründet, welcher das durch den II Weltkrieg zerstörte Gebäude übernahm.
1973 wurde auf Initiative von sechzig Städten die Forschungseinrichtung Deutsches Institut für Urbanistik gegründet,
welche bis heute im Ernst-Reuter-Haus niedergelassen ist.
TOP 2: Übergabe des Arbeitskreises West-Östlicher Fachaustausch des BDWO
Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher West-Ost-Gesellschaften e.V. Peter Franke begrüßte ebenfalls die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer und übergab die Leitung des Arbeitskreises an Helene Luig-Arlt und Ulrich Nowikow. Zielsetzung dieses Arbeitskreises
sei sowohl ein kontinuierlicher Fachaustausch der Gruppen als auch die Förderung konkreter Projekte zwischen Ost und West.
Die bisherige Leiterin dieses Arbeitskreises Dr. Gabriele Kötschau, bedauerte in einem Schreiben, die Leitung Arbeitskreises
an diesem Termin nicht persönlich übergeben zu können. Als neue Direktorin des Sekretariats des Ostseerates in Stockholm,
musste Dr. Kötschau beruflichen Verpflichtungen nachgehen.
TOP 3: Übernahme des Arbeitskreises
Aus den Arbeitsbereichen von Helene L. Luig-Arlt, Dipl. Päd.,
selbständig im Bereich soziale Stadtentwicklung tätig, und Ulrich Nowikow,
selbständiger Landschaftsplaner, sowie aus langjähriger Vereinstätigkeit in Ost-West-Gesellschaften bestehen seit
vielen Jahren Kontakte zu Russland und den GUS-Ländern, bzw. der damaligen Sowjetunion.
Im Rahmen der Deutsch-Russischen Kulturjahre 2003 in Deutschland und 2004 in Russland sind auf den Schiffsreisen Rhein und Wolga
Workshops zu den Themen Gesundheit, Umwelt, Agenda-Prozesse, soziale Stadtentwicklung in Ost und West mit Fachleuten, aber auch
Jugendlichen durchgeführt worden. Dieser Themenkomplex ist auf großes Interesse gestoßen. Es zeigte sich, dass
Kooperationen auf verschiedenen Ebenen existieren, so dass der Arbeitskreis West-Östlicher Fachaustausch um den Bereich nachhaltige
Stadtentwicklung/Agendaprozesse in Ost und West erweitert wurde.
Die Themen sind:
- Prävention, Gesundheitsförderung
- Bürgerbeteiligung/Stadtteilleben
- Lokale Wirtschaft, Arbeit, Beschäftigung
- Jugend, Soziales, Kultur, bildungs- und freizeitbezogene Infrastruktur
- Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie
- Nachhaltige Mobilitätsentwicklung
- Nachhaltige Stadtplanung und –entwicklung
- Verbesserung der Lebensqualität im öffentlichen Raum, Grünanlagen
- Internationale Partnerschaften und deutsch-russische Kooperationsmöglichkeiten.
Projektideen werden im Vorfeld mit den russischen Kommunen erarbeitet. Vorschläge der o.g. Bordseminare, aber auch aktuelle
Ideen zur nachhaltigen Stadtentwicklung sollen dabei konkretisiert werden. Bei der Projektentwicklung können Städtepartnerschaften
mit ihren Erfahrungen in die Planung und Durchführung einbezogen werden. Umgekehrt entwickeln sich aus den gemeinsamen Arbeiten auch
wiederum Impulse für die Partnerschaften. (info@bdwo.de)
TOP 4: Dr. Rolf-Peter Löhr: Das Programm „Die Soziale Stadt” – Ausgangslage – Ergebnisse – Perspektiven in Deutschland und
vergleichbare Entwicklungen in Europa.
Herr Löhr führte in die Hintergrundproblematik des Programms Soziale Stadt mit dem Hinweis auf den zu beobachtenden Trend
weg von der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft” der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hin zu einer sic hauch
sozialräumlich ausprägenden „Klassengesellschaft” durch
- eine ökonomische Spaltung über Eigentum, Einkommen und Position auf dem Arbeitsmarkt,
- eine soziale Spaltung über Bildung, soziale Integration und Wohnungsmarktposition sowie des sozialen Kapitals
über die sozialen Netzwerke und
- eine kulturelle Spaltung durch ethnische Zugehörigkeit, Religion und normative Orientierung sowie des kulturellen
Kapitals über die Bildung.
Deutlich wird dieser Trend z.B. an den Darstellungen im Sozialstrukturatlas des Landes Berlin. Dieser zeigt die wachsende soziale und
räumliche Spaltung der Stadt durch die Offenlegung des Zusammenhangs zwischen dem Sozialindex und der nach Stadtteilen unterschiedlichen
Lebenserwartung, zwischen Umfang des Fernsehkonsums und Bildungsstand, zwischen den sozialräumlichen Bedingungen und dem Anteil
überernährter Kinder sowie der durch Binnenwanderung zunehmenden und sich verschärfenden Herausbildung „guter”
und „schlechter” Wohngebiete.
Der Staat ist mit den Forderungen und Anforderungen sowohl hinsichtlich der finanziellen Möglichkeiten als auch der individuellen
Betreuung überfordert. (Ellwein/Hesse: Überforderter Staat. 1994; Empirica: Überforderte Nachbarschaften. 1998).
„Städte bestehen nicht aus Häusern und Straßen, sondern aus Menschen und Hoffnungen”, Augustinus um 400 n.Chr.
Die entwicklungsfähigen Ressourcen sind in den Bereichen der lokalen Ökonomie, der Bildung und Ausbildung zu sehen.
Das Programm „Die Soziale Stadt” sieht eine sich aktivierende Stadt vor, das heißt, dass nicht nur Missstände beseitigt,
sondern Ressourcen und Potenziale aktiviert werden sollen. Der Mythos der Gleichbehandlung solle beendet und der Schwerpunkt der
Aufmerksamkeit auf benachteiligte Gebiete gelegt werden. Die Basis für eine nachhaltige Arbeit sei ein „Integriertes Handlungskonzept”,
welches die Mitwirkung der Betroffenen vorsehe sowie ein Quartiersmanagement als Motor und integrierenden Faktor.
Dr. Löhr wies auf eine neue Tendenz in England, der „allgemein nachhaltigen Gemeinde” und auf das EU-Forschungsprogramm Acquis
Urban (Rotterdam 2004) hin, dessen Prioritäten in der Entwicklung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, des sozialen
Ausgleichs, der liebenswerten Gestaltung der Städte und der Ermöglichung der Integration lägen. Die Handlungsfelder seien
Arbeit, Ausbildung, Soziales, Wohnungswesen, Umwelt, Ökologie, Wirtschaft, Familie, Gesundheit, Verkehr, Sicherheit u.a.
Kooperation und Interdisziplinarität seien für die Umsetzung erforderlich.
Am Programm „Gesundes Städtenetzwerk” beteiligten sich bundesweit ca. 50 bis 60 Städte. Die Stadt Münster habe das
Konzept der Gesundheitsförderung in der Kommune verankert. Verschiedenorts seien Agendaaspekte ebenfalls in kommunalen Konzepten
enthalten. Informationen über das Programm „Soziale Stadt” sind über
www.sozialestadt.de abfragbar.
Zur Umsetzung der Programme sei ein Quartiersmanagement erforderlich, welches eine Zusammenarbeit von Ämtern, Stadtteilinstitutionen
und Bewohnern des Quartiers ermöglicht. Obgleich im Baugesetzbuch die Beteilung der Bürgerschaft verankert ist, lehnen
erfahrungsgemäß Ämter dieses weitgehendst ab. Es scheinen Machtverlust contra Einflussgewinn zu stehen.
Dennoch sei eine Ämterkooperation allein nicht ausreichend und die Beteiligung der Bürgerschaft unerlässlich für eine
konstruktive Stadtentwicklung.
Das Partnerprogramm zur „Sozialen Stadt” ist das Programm „Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten E&C”
(www.eundc.de) sei erfolgreich bei Jugendlichen in
Soziale Stadt-Gebieten. Hier wirke sich der
raumorientierte Setting-Ansatz positiv in der Stadtteilentwicklung aus.
In der anschließenden Aussprache wurde häufig erkennbares Ressortdenken – auch auf Bundesebene diskutiert. Dr. Löhr
wies darauf hin, dass ein Quartiersmanagement erst nach einer räumlichen Gebietsabgrenzung eingesetzt werden könne.
In der Wissenschaft sei die Gebietsgröße umstritten; in der Praxis habe man diese Frage gut gelöst. Es zeige sich,
dass die Soziale Stadt-Strategie sich mittlerweile als allgemeine kommunale Strategie der Gesamtstädte entwickelt.
Helene L. Luig-Arlt
TOP 5: Die ökologische Entwicklung in Russland und Kurzvorstellung der russischen Teilnehmer
5.1. Teilnehmerliste
Alina Bobyreva, Moskau
Evgeny Lukanin, Tscherepowez
Aleksandr Bobyrev, Moskau
Galina Tschalaya, Moskau
Nataliya Lokotetskaya, Moskau
Nikolai Solomitschev, Moskau
Olga Lepukhova, Moskau
Petr Makarow, Tscheboksary
5.2. Allgemeine Informationen über die ökologische Entwicklung in Russland von Alina Bobyreva, Hochschule für
Metallurgie Moskau
1. Regierungs- und Verwaltungsstrukturen
- Ökologische Verwaltungsorgane gibt es auf Landes-, Gouvernements- und Bezirksebene
- Bei der Regierung von Moskau gibt es das Department der Naturnutzung und des Umweltschutzes
2. Hauptziele der ökologischen Stadtpolitik
- Lebensqualität der BewohnerInnen sichern
- Ökologische Sicherheit gewährleisten
- Stadtbild verbessern
3. Beispiele für ökologische Gesetze
- Gesetz über die staatliche ökologische Kontrolle
- Gesetz über den Schutz der Pflanzen
- Gesetz über die Nutzung von Dieseltreibstoffen
- Gesetz über die unter besonderer Kontrolle stehenden Territorien der Stadt
4. Entwicklung eines konkurrenzfähigen Marktes ökologischer Dienstleistungen (Beispiele)
- Stadtbegrünung
- Müllabfuhr und –verbrennung
- Schrottverwertung
- Automatisierte Überwachungssysteme
5. Probleme:
Verkehrswesen
- 6 Millionen Menschen benutzen täglich die Moskauer U-Bahn
- Dieseltreibstoffe bilden mehr als 80% der Abgase
- Nur 30% der Autos entsprechen den europäischen Anforderungen
Projekte
- Entwicklung neuer Verkehrsmittel (Monoschienenbahn, leichte U-Bahn)
- Entwicklung alternativer Dieseltreibstoffe (Dimethyläther, Propanbutan) mit 30-70% Verringerung der Abgasbelastung
Weitere Probleme sind die Schneebeseitigung und die Reinhaltung der Flüsse.
6. Ökologische Ausbildung (Entwicklungspotenziale)
- Fachkurse für Erziehung und Ausbildung
- Zeitungen, Zeitschriften und Bücher (auch für Kinder und Jugendliche)
- Entwicklung von ökologischen Ausbildungszentren
- Ökologische Fachrichtungen, Fakultäten und Lehranstalten
- Wissenschaftliche Forschungsinstitute
7. „Kleine“ Statistik für Moskau
- über 19 Millionen Tonnen Abfälle
- 3,9 Millionen Tonnen Haushaltsmüll
- 3,2 Millionen Tonnen Produktionsabfälle
- 90.000 Tonnen Schrott, davon 27% Autos
8. Erfahrungen der internationalen Zusammenarbeit der Hochschule für Metallurgie Moskau
- seit 2002 ökologische Programme mit Unterstützung von BDWO und deutschen KollegInnen
- Teilnahme an den Projekten „Vater Rhein” und „Mutter Wolga” im Rahmen der Deutsch-Russischen Kulturjahre 2003/2004
- Internationale Tagung „Umweltschutz in der Stadt” im Juni/Juli 2004 in Moskau
TeilnehmerInnen
5.3. Evgeny Lukanin, arbeitet als Finanzdirektor bei der GmbH „Handelshaus Forum”, Tscherepowez
Tscherepowez liegt in der Region Vologda im Nordwesten Russlands. Vologda hat eine Größe von 150.000 qkm und 1,3 Millionen
Einwohner. Die Region Vologda ist eine der starken industriellen russischen Regionen, die ungefähr 1,5% des Bruttoinlandsprodukts
erwirtschaftet. Über 270 große und mittlere Betriebe sind überwiegend in der Stahl- und holzverarbeitenden Industrie
tätig. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen die Metall-, die Textil- und die Nahrungsmittelindustrie, die chemische Industrie und
der Maschinenbau.
Die Region Vologda arbeitet mit vielen internationalen Stiftungen, staatlichen und privaten Institutionen zusammen. Derzeit werden
mehrere Projekte mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Goethe-Institut, der Botschaft der Niederlande in
Moskau und dem Generalkonsulat der USA in St. Petersburg entwickelt. Gemeinsam mit der schwedischen Agentur für Internationale
Entwicklung werden Projekte in den Bereichen kommunale Selbstverwaltung, Arbeitsbeschaffung und Rehabilitation von Schwerbehinderten
durchgeführt. Außerdem laufen zurzeit folgende Projekte in der Region Vologda: „Übergabe des Wohnungsbestandes der
Betriebe an die Stadt”, „Stadtverkehr” in Tscherepowez und Vologda, „Städtische Wasserversorgung” in Vologda sowie seit 2001 das
EU-Projekt „Nördliche Dimension”.
Herr Lukanin ist neben der oben bereits erwähnten Tätigkeit auch Mitarbeiter des Leiters des Ausschusses für
Sozialpolitik der Region Vologda und an einem Austausch sowie an Kooperationen im Bereich der sozialen Stadtentwicklung interessiert.
5.4. Aleksandr Bobyrev, Produktionsdirektor der „Siegfried Jakob Metall AG” Moskau
27% des Moskauer Schrottes stammt von alten Autos, insgesamt 90.000 Tonnen pro Jahr; außerdem kommt viel belasteter Schrott von
medizinischen Zentren und Forschungseinrichtungen; die „Siegfried Jakob Metall AG” verarbeitet und recycelt Schrott und leistet damit ein
wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zur Metallproduktion.
Herr Bobyrev nahm bereits am internationalen Seminar „Umweltschutz in der Stadt” im Jahre 2004 – ebenfalls von der Stiftung
West-Östliche Begegnung gefördert – teil und ist an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis interessiert.
5.5. Galina Tschalaya, ist bei einer Kosmetikfirma in Moskau beschäftigt
Die Firma stellt Naturkosmetika aus Kräutern her. Diese stammen aus ökologisch unbelasteten Gebieten.
Aus den Kräutern werden vor allem verschiedene Cremes hergestellt, die preiswert und gesund sind und von breiten
Bevölkerungsschichten genutzt werden.
Frau Tschalaya ist an einer Zusammenarbeit mit deutschen Partnern interessiert, die auf diesem Gebiet tätig sind.
5.6. Nataliya Lokotetskaya, Ökonomin in Moskau
Frau Lokotetskaya interessiert sich für soziale und kulturelle Projekte, für Begegnungen mit der deutschen Kultur und mit
einfachen Menschen und möchte gemeinsam mit deutschen Partnern den Kultur- und Jugendaustausch stärken.
5.7. Nikolai Solomitschev, VNIIMETMASH, wissenschaftliches Forschungs- und Projektinstitut, Moskau
VNIIMETMASH konstruiert und erzeugt metallurgische Ausrüstungen. Ökologische und soziale Betrachtungsweisen sind dabei
wichtige Aspekte der Tätigkeit. Im Auftrag der Stadt Moskau werden Maschinen und Ausstattungen zur Lösung der ökologischen
Probleme der Stadt entwickelt, z.B. Schneeschmelzmaschinen und mobile Paketpressmaschinen zur Entfernung alter Autos. VNIIMETMASH hat
im Jahr 2004 in der betriebseigenen Konferenzhalle das Seminar „Umweltschutz in der Stadt” durchgeführt.
5.8. Olga Lepukhova, Postgraduierten-Studium in Moskau
Frau Lepukhova beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit mit der russischen Investmentpolitik und den verschiedenen Problemen und
Forderungen der Marktwirtschaft. Eine erfolgversprechende Investmentpolitik verbindet die Attraktivität für ausländische
Investoren und die Entwicklung des Binnenmarktes. Neben der kommerziellen Effektivität sind in der Wirtschaftspolitik darüber
hinaus unbedingt die sozialen und ökologischen Aspekte zu berücksichtigen.
Frau Lepukhova ist daran interessiert aus deutschen Erfahrungen zu lernen.
5.9. Petr Makarow, Ingenieur bei der Fa. Kolos, Tschuwaschiche Republik
Die Tschuwaschiche Republik liegt im Westen der russischen Ebene an der mittleren Wolga (Wasserkraftwerk) und hat 1,3 Millionen
Einwohner. Die Fläche beträgt 18.300 qkm. Tscheboksary ist Hauptstadt, Wirtschafts- und Kulturzentrum der Republik und hat
ca. 400.000 Einwohner. In den Aggregatwerken sind mehr als 10.000 Arbeiter beschäftigt. Außerdem werden in Tscheboksary
Elektroapparate, Textilwaren und Textilmaschinen, Dieselmotoren sowie Traktoren hergestellt. Die Traktoren sind für den Einsatz
unter extremen Klimabedingungen (Wüsten, Tundra und Taiga) bestimmt.
Herr Makarow arbeitet in einem landwirtschaftlichen Unternehmen und beschäftigt sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung
in der Landwirtschaft. Er ist am Austausch mit deutschen Fachleuten interessiert.
Ulrich Nowikow
TOP 6: Kurzvorstellung einiger bestehender Kooperationen und Projekte zwischen den Ländern
6.1.Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt Gesundheitsprojekte in Mittel- und Osteuropa an. Ein Aufklärungsprojekt
für Jugendliche zum Thema AIDS-Prävention der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) der
„AIDS-Parcours” in russischer Sprache werde bereits in sieben Regionen in Russland eingesetzt. Dieser Parcours laufe bereits seit
Jahren erfolgreich in der Bundesrepublik.
6.2.Traugott von Below stellte das deutsch-russische Projekt „Drogenhilfe Snamenka” vor. Ziele dieses Projektes im Oblast Kaliningrad
seien ein selbständiges Therapiezentrum, welches ein posttherapeutisches Zentrum in Form eines landwirtschaftlichen Betriebes und
ein Ausbildungs- und Seminarangebot vorsieht. Wesentlicher Bestandteil der Arbeit sei die Integration ehemaliger Betroffener. Die
therapeutische Arbeit sei christlich orientiert, d.h., die Wiederherstellung der Persönlichkeit stehe im Vordergrund und es sei
eine Lebensgemeinschaft von Therapeuten und Abhängigen, die sich erfolgreich gezeigt habe.
(www.snamenka.org) 6.3. Eine Projektskizze „Kultur im Stadtquartier”
am Beispiel Nishnij Novogorod und der Partnerstadt Essen von Herrn Beger
vorgestellt. Alle zwei Jahre werde eine Kulturstadt nach den Leitmotiven des Konzeptes zur „Kulturhauptstadt Europas” und
„Kulturhauptstadt des Wolgagebietes“ benannt. 2006 sein es die Stadt Nishnij Novgorod, wo Kunst und Kultur durch Projekte wie
künstlerisch neu gestaltete Kinderspielplätze einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Die Stadt Essen
werde hier evtl. ihre Erfahrungen einbringen. 6.4. In Deutschland gebe es mittlerweile den Verkauf einiger russischer Naturprodukte,
welche aus Zedernnüssen im Altai
gewonnen würden. Mit dem Erlös aus diesem Verkauf würden Literaturübersetzungen des Wega-Verlages finanziert und
finanzielle Unterstützung eines armen Dorfes im Altai ermöglicht. Abschließend wurde darauf hingewiesen, dass weitaus
mehr Anfragen hinsichtlich eines Soziales Jahr in Russland wären als
Plätze zur Verfügung gestellt werden könnten. Als mögliche Themen für die nächste Arbeitskreissitzung
wurden die Entwicklung von Wehrdienst bzw. Ersatzdienst und
Gewaltprävention bei Jugendlichen angeregt.
Helene L. Luig-Arlt
Bilder der 11. Tagung |